Weihnachtsgedanken aus dem Kontor

»Papa Heinrich setzte sich auf den Esel, und Arne half ihm hoch. Der Dicke schaukelte voran. Die Revolution hatte begonnen, und wir folgten ihm, wenn nötig bis nach Jerusalem, dem Gestank des Esels hinterher bis in alle Ewigkeit.«

 

 

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Beschreibung

Dem Dezember wohnt ein Zauber inne, wenn in schneekalten Winden Geschichten erklingen. Wie gelockt vom Fingerklopfen am Fensterbrett klackert meine Schreibmaschine ihnen hinterher.

Jeder Winter füllt die Vorratskammer mit neuen Anekdoten, wenn aus Eindrücken Erzählungen entspringen, worin Papa Heinrichs Esel, Madame Laveaux in Bordeaux und Herr Deuss im Dachgeschoss sich selbst Gewänder anlegen. Und wir horchen ihrem Stapfen im Schnee.

 

“Seit Jahren freue ich mich über die wundersamen Geschichten von Günther Bially. Ich suchte einen Versicherungsagenten und fand einen Poeten.”

Rolf Becker, Schauspieler

 

 

Der Befund

...Stille Nacht. Dieser Tanz war anders. So auch die Frau an meiner Brust, als hätte ich sie nie ganz gekannt. Als wären ihre Worte nie zu mir hinauf- oder hinabgedrungen. Ihr Körper schien zerbrechlich. Vor uns schwebten ein paar Monate. Vielleicht ein Jahr. Oder etwas mehr. Was würden wir tun? Wohl tanzen, weil sie das immer am meisten gewollt hatte. Ich würde ihren abgemagerten Körper aus dem Bett hieven, weil sie es von verlangen würde, und ihre Füßchen auf meine stellen. Die Schallplatte würde knacksen, und sie würde sich an meinen Pullover hängen, während wir von einem Lied ins andere fallen würden, als wäre es das erste Mal, als wäre es das letzte Mal...

Der bellende Esel

...Und der Esel hatte gebellt, geschnuppert und auch geiaht und damit die Komik des Stücks spürbar gemacht wie eine Filmmusik. Die Eltern waren trunken vor Lachen, als hätte der Allmächtige Witze zum Besten gegeben. Es war göttlicher Humor, als das graue Tier auf den Hinterbeinen tanzte und mit dem Schwanz wedelte, als die Maria dem Joseph stecken musste, dass sie schwanger war. Papa Heinrichs dicker Bauch hob und senkte sich wie Boote auf wogender See. Der bellende Esel hatte Thorsten und Sandra die Show gestohlen, und Frank, das Christkind, hatte Lachkrämpfe in der Krippe...

Ferdinand

...Er fuhr fort mit einem bühnenreifen Präludium. Der Vorhang hob sich, und er war bereit für seinen Auftritt. Seine Wortwahl war makellos, und seine Stimme vibrierte tief und traurig, als hätte er aus Goethes Werther vorgetragen. Jeder Satz verknüpfte sich grammatisch zu tadellosen Absätzen. Er lebte sein Theaterstück von Liebe, Leben und Tod bis zur Bravour, doch zum Sinn wollte es sich ihm nicht erschließen. Der Verlust blieb die Unbekannte in seiner Gleichung...