Izzys Welt – Skizzenbücher der Seele

“Er startete den Motor, und ich hörte die mächtigen Nebelhörner versinkender Schiffe im weiten Ozean, gerahmt von unendlichen Himmelsweiten. Das Leitmotiv von Seelen in Seenot spielte im Adagio, während wir uns unter den Trümmern verzweifelt an Treibholz klammerten. Fernab von Warnleuchten trieben wir im Geschrei der Möwen.”

 

 

ERSCHEINT BALD

Beschreibung

Izzy, dreißig und geschieden, verbirgt das dunkle Geheimnis ihrer gespaltenen Persönlichkeit, sogar vor sich selbst. Zufällig trifft sie online einen alten Kollegen wieder und steigt spontan, von Lust und Leidenschaft entbrannt, in den Flieger nach Boston. Dort begegnet sie nicht nur ihm, sondern auch sich selbst.

In ihren Notizen steigt sie hinab in den modrigen Keller ihrer Eltern, konfrontiert mit der bedrohlichen Präsenz ihres zornigen Vaters und ihrer psychotischen Mutter, während oben Tornados das Land verwüsten.

Dies sind die Skizzen ihrer Seele – kurz, dicht und abrupt, ein Blick in einen Spiegel mit verzerrtem Abbild. Tief verborgen in ihren Aufzeichnungen entdeckt sie die Frage aller Fragen: Wer bin ich?

 

 

 

 

…Mit charmanter Freundlichkeit beherrschte er die Distanz zwischen uns. Er war der Magier, der den Zauberstab schwang und das Verboten heraufbeschwor. Entweder hatte er die Kontrolle oder niemand besaß sie. Wie flüssiges Wachs formte er den Raum in Bereiche zunehmender Spannung. Er war der Kapitän auf unserem Schiff, der den Winden befahl...
...Er saß auf einem gelben Stuhl und spielte mit meiner geistigen Tastatur, während das inner Pulver explosiv wurde. Seine Haut leuchtete weiß in der Dunkelheit, als hätte er nie die Sonne gesehen. Mein Mund war trocken. Niemand hatte mich je so gesehen, wie ich mich in seinen Augen auflöste. Unzählige Empfindungen wirbelten unter meiner Brust, dröhnend in meinen Ohren. Der Töpfer formte mich zu kunstvollen Sicheln und betrachtete sie aus vielen Blickwinkeln. Mit einem schmerzenden unteren Rücken, überflutet von der Kraft des Ausdrucks, enthüllte ich meinen Körper wie nie zuvor...
...Ich zog mein Notizheft unter meinem Sitz hervor. Das Schreiben stoppte das Geschrei in meinem Kopf. Romane waren nicht mein Ding. Obwohl ich immer schon ein Buch über eine Frau schreiben wollte, 53 Jahre alt, das Alter, in dem meine Mutter starb, die nach Hause kommt, auf einem Holzstuhl sitzt, wie in Van Goghs Gemälde, gelb und unbequem. Sie würde dort sitzen, still und unbeweglich, während die großen Themen des Lebens auf sie einprasselten: Tod, Böses, Qual, Vergebung, Verrat, Verlust, Erlösung, Gnade, Herrlichkeit und viele mehr. Ein kakophonisches Dröhnen, das harmonisch auf sie herabstürzte, der ozeanische Zusammenfluss von Leitmotiven. Nichts würde passieren. Kein Ereignis. Keine Entwicklung. Nur eine Abfolge majestätischer Filmmusiken. Schließlich würde sie aufstehen, unverändert. Und der Leser würde staunen...