Sinnmaschinen

»Wenn dies das Land der Träume war, dann war nichts wirklich, aber alles war ewiglich wahr. Dann waren dieses nicht die Fußstapfen der Götter, denn sie hätten wissen müssen, dass eine Maschine im Nirgendwo nicht hätte sein dürfen. Dies war nicht das Paradies, sondern das Reich zwischen den langen Ufern von Sinn und Unsinn. Es war an uns, unsere Absurditäten wuchern zu lassen oder auszureißen.«

 

 

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Beschreibung

In fünf Kurzgeschichten prallen Erfahrungen auf große Emotionen. Ein Vater und sein Sohn finden sich in einem verwirrenden Rollentausch gefangen. Zwei Brüder werden von einer Stille erdrückt, bis der Tod ihrer Großmutter das Schweigen bricht. Ein Ehepaar, verstrickt in Grabenkriegen, findet im Willen zum Sinn den Neuanfang. In einem modernen Mythos vom Minotaurus begegnen sich der „Leser“ und die „Tochter“ in einem epischen Überlebenskampf. Und schließlich zerbricht Taras, ein Schüler des Pythagoras, unter der Last einer göttlichen Offenbarung.

Hier bringt das Leitmotiv von Sinn und Sinnlosigkeit die großen Themen der Menschheit zum Erklingen: das Absurde, das Schöne und das Nichts. Durch jede Seite dampft und stampft der Mensch als Sinnmaschine in seinem Ringen um Sinn und noch mehr Sinn.

 

 

 

Die Maschine im Garten

...Ich rieb mir die Augen und starrte auf den Koloss im Gras, gelehnt an Blumen, gelegen unter Bäumen. Zig Tonnen schwer mitten im Garten. Mein Vater, der Junge, lachte und puffte mit den Lippen wie der Motordampf, der grauschwarz zum blauen Himmel emporstieg. Absurd! dachte ich, während er bereits das Ungetüm emporkraxelte und die Hebel und Knöpfe befühlte. Sein schrilles Jauchzen schallte über die Wiesen hinein in die Wälder, und ich wunderte mich über den Gestank, diesen üblen Atem des Dings...

Sinnmaschinen

...Die Kellnerin war zur Steinsäule erstarrt. Sie balancierte zwei Tassen Kaffee auf ihrem Tablett und wartete auf den nächsten Moment, der sich zur Explosion ballte. Apollinaire hinterm Tresen hielt den Atem an bei diesem Anblick von Liebe und Leidenschaft. Doch der Franzose irrte sich und würde auch nie erfassen, was sich gerade zum ersten und letzten Mal in seinem Café zutrug...

Die große Stille

...Jörg war meinen Eltern ein Held. Der Stille. Der Schweigsame mit wiederkehrenden Wutausbrüchen. Der Hütter des Nichtgesagten. Vater verabscheute meine Fragerei und ich seine Stille, das Ungeheuer. Mein Bruder war sein Stolz, mehr Soldat als Sohn. Kein Geheimnis brannte so stark, als dass es ihm je über die Lippen gekommen wäre, in keiner Welt und keinem Krieg. Er redete nicht, auch dann nicht, als er von drei Jungen verprügelt worden war. Er hatte nichts gesagt, nicht einmal zu sich selbst...

Taras

...Die Papyrusrolle streckte sich übers Schreibpult, groß und tiefenleer, mit Scheu vor Tinte. Sein Schreiben war Kleckserei, ein Lichtlein, eine Fackel unter Sternen, mehr nicht. Er reihte Silbe an Silbe, doch der Papyrus wies ihn zurück. Er las, horchte dem Wortlaut, strich ganze Sätze, hielt inne, atmete schwer unter einer Last, starrte in die Öllampe, bis Lichtkreise die nächtliche Kammer füllten, fühlte Verzagtheit den Rücken hinaufkrabbeln und sich würgend um den Hals legen, er schüttelte sich, fasste neuen Mut und suchte weiter...

Bei Oma Beule liefen mir Schauer über den Rücken. Wer das kann, ist für mich ein Meister.

Thomas Schopf

Ein unglaubliches Buch ... die Geschichten fesseln, verschlingen die Leserin und wollen sie gar nicht mehr ausspucken, sondern ...

L. Moose

Einfach ein Genuss - dies ist eine Feststellung und keine Übertreibung. Ich habe mich sehr darauf gefreut und meine Erwartungen wurden übertroffen...

Rasty

Es ist eine außergewöhnliche Verschriftung:
Manchmal habe ich mich gefragt, wie schwer es wohl als Buch wäre. Es trägt viel Schmerz. Manchmal war es voller Hunger und wurde nicht satt.

Simone Wystemp