Wahrheit ist nicht relativ

Aus der rigiden Dogmatik der Vergangenheit ist eine flexiblere, vielschichtigere Auffassung von Wahrheit entstanden – eine relativ und subjektiv. Dies führte dazu, dass wir uns freundlicher und toleranter miteinander verhalten. Leider haben wir in den letzten zwei Jahrzehnten erlebt, wie die Schattenseite dieses Ansatzes uns in eine Welt geführt hat, in der gefühlte Wahrheiten die harten Fakten verdrängt haben.

Es ist Zeit, Ordnung ins Chaos zu bringen. Was bedeutet der Begriff “Wahrheit” wirklich? Und was passiert in Sprechakten, wenn wir behaupten, dass etwas wahr sei? Hier sind drei Kategorien, die uns helfen können.

1. Wahrheit meint universell gültig, sodass jeder vernunftbegabte Mensch diesen Sprechakt entweder bestätigen oder widerlegen könnte. Beispiele aus dem täglichen Leben:

“Das Honorar ist noch nicht eingegangen.”

“Ich habe die E-Mail versandt.”

“Es regnet.”

“Vorsicht, da kommt ein LKW!”

Es ist wichtig zu erkennen, dass es die „Lüge“ nur dort gibt, wo es die Wahrheit gibt, ansonsten müssen wir uns mit der Chimäre der „alternativen“ Wahrheiten auseinandersetzen.

2. Meinungen: Diese beziehen sich auf Sprechakte, die lediglich die persönlichen Ansichten, Perspektiven und Präferenzen einer Person betreffen. Sie können nicht bewiesen oder widerlegt werden. Beispiele:

“Schokoladeneis ist das beste Eis der Welt.”

“Das Bild ist hässlich (oder schön).”

Für mehr sprachliche Genauigkeit sollten wir “Meinung” nicht mehr als „subjektive“ oder „relative Wahrheit“ bezeichnen und so die Grenzen zwischen Meinung und Wahrheit nicht vermischen.

3. Unentscheidbarkeit: Es gibt einen großen Graubereich von Aussagen, die zwar wahr (oder nicht) sind, sprich universell gültig, aber notorisch schwer zu entscheiden sind, weil sie nicht bewiesen werden können. Beispiele sind die Existenz von Göttern und Geistern oder Ereignisse in der Vergangenheit, die oft nicht mehr nachweisbar sind. Diesen Zustand müssen wir gegenseitig freundlich und verständnisvoll aushalten.

Ich setze mich dafür ein, dass wir aufhören, den Wahrheitsbegriff zu verwässern, indem wir klare Unterscheidungen zwischen Wahrheit und Meinung treffen und anerkennen, dass es einen umfassenden Graubereich gibt, der weder subjektiv noch relativ, sondern schlicht unentscheidbar ist.

Verrate mir: Wie stehst du zum Wahrheitsbegriff?

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