Coaches sollten einen großen Bogen um die Leute wie mich machen. Und die Philosophie ist schuld.
Ich habe nichts gegen Coaches. Im Gegenteil, ich bin ein großer Fan von praktischem Wissen. In vielen schwierigen Lebenssituationen hätte ich mir einen allwissenden Ratgeber an meiner Seite gewünscht; das hätte so manche Entscheidung erleichtert.
Aber beim Coaching geht es nicht immer nur um die Praxis; oft muss man ganze Glaubenssätze schlucken. Von Mindset über Manifestieren bis hin zum Universum – wer hätte das gedacht?
Ich habe mir einen humorvollen Dialog zwischen mir und einem Coach ausgemalt, der einen Einblick in meine Hirnströme gibt. So könnte er aussehen:
Coach: Es ist wichtig, sich selbst zu verwirklichen.
Ich: Was soll dieses geheimnisvolle Selbst sein, von dem du sprichst?
Coach: Das ist einfach dein Ich.
Ich: Und warum brauchen wir dann zwei Begriffe für dasselbe Ding? Und warum ist eins davon ein Reflexivum?
Coach: Was ist ein Reflexivum?
Ich: Vergessen wir das. Was genau bedeutet es, sich selbst zu verwirklichen?
Coach: Das ist individuell und für jeden anders.
Ich: Wie weiß man dann, ob man das Ziel erreicht hat, wenn es für jeden anders ist?
Coach: Du stellst aber komische Fragen. Es bedeutet, sein volles Potenzial auszuschöpfen.
Ich: Und das ist immer uneingeschränkt gut?
Coach: Auf jeden Fall.
Ich: Wie kommst du darauf?
Coach: Isso.
Wer viele Jahre gedrillt wurde, selbst die banalsten Grundannahmen zu hinterfragen und sogar die Existenz der Welt zu bezweifeln, ist einfach „uncoachable“ geworden.
Daher mein Tipp an alle Coaches da draußen: Fragt potenzielle Kunden zuerst nach ihrem Studium. Falls jemand einen akademischen Grad in Philosophie hat, wünscht der Person einen schönen Tag und geht dann einfach weiter.
Nun zu Dir: Mit welchen Glaubenssätzen über die Welt tust du dich schwer?