Noch nie habe ich die Hammerkeule „Fakt ist“ so häufig gelesen wie in den ersten Monaten meiner Zeit auf LinkedIn. Es kommt mit dem Flair einer Modeerscheinung daher und oft mit einer gewissen Unwissenheit des Schreibenden.

„Nicht schon wieder“, denke ich, Zeilen bevor ich es lese. Dann trifft mich die Wortwendung wie der Holzkochlöffel meiner Mutter auf dem Kopf. Klock! Autsch. Na ja, sie hat mich nicht wirklich damit auf die Rübe geschlagen, aber es würde zumindest die sonderliche Delle in meinem Schädel erklären.

Faktencheck war gestern. Faktenhammer ist heute. Was soll das bezwecken? Überzeugen mit harten Tatsachen? Los, akzeptiere die Zahlen und meine These! Das soll wirken? Erwachsene sind doch nichts anderes als große Kinder. Wenn unsere Eltern mit Fakten kamen, dann war die erste Reaktion Trotz – von Einsicht weit und breit keine Spur.

Und außerdem! Das Wort „Fakt“ klingt harsch! Ich sage es noch einmal: „harsch“. Es reimt sich fast mit dem Namen „Jack“. Hast du dich schon einmal gefragt, warum die harten Typen in den Hollywood-Filmen alle „Jack“ heißen? Genau, es ist der harsche „k“-Sound in dem Namen. Kurz und hart. So wie „Fakt“. Stell dir mal vor, wenn sie Jack the Ripper anders genannt hätten: Johnathan the Ripper. Johnathan mit seinen weichen „th“- und zwei „n“-Sounds klingt bemitleidenswert, aber nicht gefährlich.

Versuche es doch mal mit der erotischen Vielfalt der Sprache, die versucht, die Leser mit einem Säuseln zu verführen. Steck den Holzlöffel zurück in die Schublade. Es gibt sanftere Töne, die nicht besserwisserisch dahertraben. Du würdest deinen Partner oder deine Partnerin auch nicht so überzeugen, indem du sagst: „Fakt ist, dass wir seit vier Wochen keinen Sex mehr hatten. Es wird wieder Zeit.“ Das wird bestimmt die Stimmung anheizen. Casanova hätte das verführerischer gesagt.

Nimm folgenden Satz: Fakt ist: 50% der Ehen werden geschieden.

Das kannst du besser! Versuch es mit Bedauern: Leider werden 50% der Ehen geschieden. Oder mit Verwunderung: Wer hätte gedacht, dass… Wusstest du, dass…

Sei kreativ. Sei ein Casanova. Säusle deine Botschaft ins Ohr. Lass den Kochlöffel in der Schublade, der gibt nämlich nur Beulen.

Und merke dir immer: Fakt ist, dass „Fakt ist“ doof klingt.

Nun kommt deine große Gelegenheit, weitere Alternativen für „Fakt ist“ in die Kommentare zu schreiben. Los geht’s!