Willkommen in meinem Kopf! Hier, wo weniger mehr ist.
Der akademische Grad in Philosophie macht dich entweder zum Besserwisser oder katapultiert dich zurück in die Kindheit. Beides nervt andere, die mich fragen, warum ich die Dinge nicht einfach mal so hinnehmen kann. Die haben leicht reden.
Jeden Morgen öffnest du Augen und Ohren, aber nicht, um ungefilterte Sinneseindrücke aufzusaugen, sondern stapelweise wohlgeschichtete Konzepte, die du so wenig erkennst wie die Brille auf der Nasenspitze. Konzepte sind unsichtbar fürs bloße Auge, weil sie es sind, die unsere Wahrnehmung erst ermöglichen.
Um 7:13 Uhr zwinkerst du der Welt entgegen, die dort draußen gar nicht existiert, denn „Welt“ ist ein Konzept in dir. Das gleiche gilt für so vieles – „Freiheit“ oder die vielbeschworene „Realität“, die jeder beansprucht, ohne sie zu definieren.
Wahrnehmen bedeutet projizieren. Nichts wird passiv aufgenommen, und schon gar nicht unmittelbar.
Mit Studienabschluss transformierte ich zum Kind, denn wer alle Konzepte hinterfragt, lässt sie zerfallen.
Vielleicht hatte Heraklit recht, wenn er das Schicksal als spielendes Kind bezeichnet, denn jeder Fortschritt geschieht erst, wenn wir aufhören, alles so zu sehen, wie wir es 360 Tage zuvor getan haben. Ohne Konzepte und unmittelbar am Puls der Dinge kreieren wir spielerisch neue Welten.
Vielleicht ist 2024 das Jahr, weniger zu sehen, um mehr zu erschaffen.