Es wurmt mich, dass ich angeblich von einem Affen abstammen soll, wenngleich mein exzessiver Bananenkonsum ein starkes Indiz dafür ist.
Sigmund Freud sprach davon, dass wir Menschen drei große Demütigungen hinnehmen mussten.
Die kosmologische: Kopernikus verkündete, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums sei.
Die biologische: Darwin reduzierte uns auf ein Upgrade der Affen.
Die psychologische: Freud erklärte, dass tatsächlich unser Unterbewusstsein die Entscheidungen trifft.
Nun komme ich daher und verteile die vierte Ohrfeige, nämlich die literarische: Unsere Lebensgeschichte ist kein Roman, den die Leute lesen würden.
Autsch! Das tut weh.
Einige erzählten mir, man müsse ein Buch über sie schreiben. Meine Reaktion: freundlich lächeln. Andere waren überzeugt davon, dass ich mir Notizen über sie machte, um daraus einen Roman zu schreiben. Wieder ein freundliches Grinsen, denn wer will schon hören, dass das niemand lesen will.
Klatsch!
Woher kommt diese Illusion, dass unser Leben auf 400 Seiten viele Leser begeistern würde? Meine Vermutung: Jeder erfährt sein Innenleben mit den Ängsten, Freuden und Kämpfen so intensiv, dass es einfach ein Page-Turner werden muss.
Leider nein.
Wir sind einfach nicht lesenswert. Sogar Memoiren über schicksalhafte Krebserkrankungen bleiben ungelesen liegen. Eine intensive Begebenheit und eine gute Geschichte sind halt zweierlei.
Allerdings!
Ich kann zwar nichts daran ändern, dass meine Großväter auf Bäumen lebten, dass die Erde sich um die Sonne dreht, und dass mein Unterbewusstsein das erste und das letzte Wort hat.
Aber!
Ich kann mein Leben zu einem Kunstwerk gestalten, das wahrlich lesenswert ist.
Wenn das keine gute Botschaft!