Die Spiritualität der säkularen Welt

Vor ein paar Jahren stolperte ich über ein Video auf YouTube, in dem ehemalige Christen sich in einem gottesdienstähnlichen Setting einen Prediger anhörten, der das Evangelium der Wissenschaft verkündete. Anstatt ein “Amen” rief man sich ein “Darwin” zu. Offensichtlich hatten die Leute ihren Glauben ausgetauscht, aber die Strukturen behalten.

Ein Soziologe hatte einmal den Marxismus ähnlich beschrieben: wie ein Negativ, bevor es zum Foto wird. Marx habe die Elemente seines jüdischen Hintergrunds in seine Philosophie einfließen lassen, beispielsweise die Eschatologie in der Form, dass der Kommunismus das Ziel der Geschichte sei. Irgendwie dieselben Strukturen, nur anders belichtet.

Auch Nietzsche machte dieselbe Beobachtung. Die Menschen des 19. Jahrhunderts verließen die Kirchen, aber ihre Leben blieben in den alten religiösen Strukturen verhaftet.

Vermutlich ist es einfacher, Inhalte auszutauschen als Strukturen zu ändern.

In meinen hobbysoziologischen Betrachtungen fiel mir auf, dass auch heutzutage viele Coaching-Ratschläge starke Ähnlichkeiten mit der Religion aufweisen. Hier fünf von meiner Liste:
(Disclaimer: Dies ist keine Kritik, sondern eine Beschreibung.)


1. Das allgütige Universum hat viel Ähnlichkeit mit dem lieben Gott.
2. Die Übung des Manifestierens scheint mir wie das Gebet zu funktionieren.
3. Erfolg ist wie Gebetserhörung: kein Zufall.
4. Die vielen Motivationssprüche ähneln Bibelversen, wie beispielsweise den Psalmen.
5. Die neue Form der Askese hat viele Ähnlichkeiten mit religiösen Reinheitsgeboten und einem mönchischen Lebensstil.

Bilde ich mir die Parallelen nur ein? Schreib mir gerne Deine Meinung in die Kommentare. Ich bin gespannt.

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