Die Büchse der Pandora


In einem LinkedIn Artikel diskutiert jemand die stetig wachsenden Erwartungen in unserer Gesellschaft. Das hat mich dazu angeregt zu überlegen, wie Epikur wohl diese Frage angegangen wäre.

Epikurs Philosophie definiert Glück im Wesentlichen als Genuss. Das griechische Wort dafür ist “Hedon”, von dem wir das weniger schmeichelhafte Wort “Hedonist” ableiten.

Doch Epikur meinte nicht, dass die stetige Steigerung von rauschartigen Genüssen auch besser sei. Das Gegenteil.

Mäßigung ist das Ziel, um die Nebenwirkungen zu reduzieren. Ein Trinkgelage hat den Kater zur Folge. Eine leidenschaftliche Nacht kann, wie bei einem Kollegen von mir, zu zwanzig Jahren Unterhaltszahlungen führen, usw.
Eine Maximierung der Genüsse, ohne die Konsequenzen zu bedenken, wäre töricht.

Deshalb begnügt sich Epikur mit einem eher monastischen Leben:
Ein gutes Buch oder ein gutes Gespräch sind genug zum Glück, denn intellektueller Genuss hat die geringsten Nebenwirkungen.

Der alte Grieche hat auch eine spannende Klassifizierung der Genüsse vorgenommen, die Jens’ Frage beantworten könnte:

1) Natürliche und notwendige Genüsse: z.B. Essen und Trinken.
2) Natürliche, aber nicht notwendige: z.B. Sex.
3) Unnatürliche und nicht notwendige: Alles andere wie Macht, Geld, Ruhm, Markenkleidung, Schmuck, Status usw.

Epikur rät uns, uns auf die natürlichen und notwendigen Genüsse zu beschränken.

Vor allem die dritte Kategorie ist ein Fass ohne Boden, denn sie werden nie gesättigt. Eine Art Büchse der Pandora.

Ruhm will immer mehr Ruhm, Geld will mehr Geld, Macht will immer mehr Macht. Wer diesen Deckel öffnet, entfesselt einen unersättlichen Hunger nach immer mehr Befriedigung dieser unnatürlichen und nicht notwendigen Genüsse.

Das ist Epikurs scharfe Analyse der Genüsse und zugleich seine Gesellschaftskritik. Wir haben die Büchse geöffnet und nun gilt nicht länger „weniger ist mehr“, sondern „mehr ist niemals genug“.

Sein Ratschlag: Nimm dir ein Buch, iss und trinke moderat, sei zufrieden damit, aber um Himmels willen, lass den Deckel verschlossen.

Wie immer freue ich mich über eure Kritik und eure Gedanken.


Bild von Freepik

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