Seit 2007 verwandele ich mich einmal im Jahr zum Weihnachtsgeschichtenerzähler. Bald werden es zwanzig Jahre sein, und ich habe noch nie berichtet, wie das so ist.
Die Antwort darauf ist vielschichtig. Einmal rief mich eine Kundin an, um mir zu sagen, dass sie die Geschichte ihrer Familie beim Kamin vorlesen werde. Ein anderer erkundigte sich bereits im September, ob auch wirklich wieder eine Geschichte kommen werde. Und dann gibt es diese unerwarteten Telefonate mitten im heißen Sommer: „Sind Sie nicht derjenige, der jedes Jahr die Weihnachtsgeschichten verfasst? Ich wollte Ihnen schon immer sagen…“ Es gibt auch jene, die höflich danken, aber den Anekdoten nur wenig abgewinnen können. Und beides gehört dazu.
Die wenigsten wissen, dass es Erzählungen in einer Erzählung sind. Jedes Jahr male ich mir einen Mann im Kontor aus, der am letzten Arbeitstag beim Fenster sitzend und tippend die wundersame Stimmung der Festzeit einfängt. Während er bei der Lampe schreibt und draußen der Schnee fällt, wird er selbst geschrieben – genauso wie der Mensch, der als sinnbegabtes und sinngebeugtes Wesen im Kern eine Geschichte in einer Geschichte ist. Der Mann im Kontor stapft seinen Bildern hinterher, auf der Such nach jenen mysteriösen ersten und letzten Dingen und dem unsichtbaren Band, das den Anfang mit dem Ende verbindet.
Bald ist wieder Weihnachten, und alles beginnt von Neuem: das Suchen, das Finden und das Staunen darüber, was den Menschen zum Menschen werden lässt.